Nachhaltige Flugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) spielen eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Luftfahrt. Damit die Luftfahrt ihre Emissionen wirksam senken kann, ist eine zuverlässige und ausreichend große SAF-Versorgung entscheidend. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Entwicklung der SAF-Produktion bis zum Jahr 2030 und die Nachfrage in Europa.

Weltweite Produktion und Nachfrage nach nachhaltigen Flugtreibstoffen
Überblick über den Bedarf, die Produktionsmenge und die erwartete Nachfrageentwicklung
Seit 2025 verbindliche Quoten für nachhaltige Flugtreibstoffe in der EU
Die EU-Verordnung ReFuelEU Aviation schreibt verbindliche Beimischungsquoten für nachhaltige Flugtreibstoffe vor, um den Luftverkehr schrittweise zu dekarbonisieren. Kraftstoffanbieter müssen seit 2025 einen wachsenden Anteil nachhaltiger Treibstoffe herkömmlichem Kerosin beimischen.
Diese SAF-Quote beginnt 2025 bei 2 % und steigt bis 2050 auf 70 %. Zusätzlich gilt ab 2030 eine Mindestquote für Synthetische Kraftstoffe (e-SAF), die anfangs bei 1,2 % liegt und bis 2050 auf 35 % anwächst. Grundlage der Berechnung ist der gesamte Kerosinverbrauch in der EU. Bei Nichteinhaltung drohen den Kraftstoffanbietern Strafzahlungen.
3,1 Millionen Tonnen SAF und 0,6 Millionen Tonnen e-SAF im Jahr 2030 benötigt
Um die SAF-Quote von 2 % im Jahr 2025 zu erfüllen, werden rund 1 Million Tonnen SAF in der EU benötigt. Für das Jahr 2030 schreibt die EU eine SAF-Quote von 6 % vor, was einer benötigten Menge von rund 3,1 Millionen Tonnen SAF entspricht. Ein Teil der festgelegten SAF-Quote von 6 % im Jahr 2030 muss aus synthetischen Verfahren stammen: Die e-SAF-Unterquote von 1,2 % bedeutet, dass 2030 rund 620.000 Tonnen SAF aus erneuerbarem Strom und CO₂ produziert werden sollen.
Weltweite Produktionsmenge von 35 Mio. Tonnen SAF im Jahr 2030 erwartet
Im Jahr 2024 lag die angekündigte SAF-Produktion weltweit bei rund 2,6 Millionen Tonnen SAF– das entspricht einem Zuwachs von 0,5 Millionen Tonnen gegenüber dem Jahr 2023. Rund 1,5 Millionen Tonnen entfallen dabei auf das finnische Unternehmen Neste, dass SAF mit seinen Produktionsanlagen in Rotterdam und Singapur herstellt. Bis 2030 wird eine deutliche Ausweitung der Produktionskapazitäten erwartet: Aktuellen Ankündigungen zufolge sollen dann weltweit rund 35 Millionen Tonnen SAF pro Jahr produziert werden – mehr als das Dreizehnfache der Menge von 2024.
In Deutschland sind für das Jahr 2030 Produktionsmengen von 420.000 Tonnen angekündigt. Auffällig bleibt dabei die weiterhin dezentrale Struktur der SAF-Produktion. Anstatt großer, zentralisierter Standorte wird SAF überwiegend in mittelgroßen und kleinen Anlagen produziert, die global verteilt sind.

Angekündigte SAF-Produktionsmengen weltweit für 2024 bis 2030
EU-SAF-Quote realistisch erreichbar – e-SAF-Ziele noch nicht gesichert
Mit den derzeitig angekündigten Produktionsmengen aus fortgeschrittenen Projekten (Anlagen, die aktuell schon in Betrieb sind oder sich in Bau befinden) ist eine Erfüllung der EU SAF-Quote 2025 und 2030 realistisch. Der Bedarf von rund 1 Million Tonnen SAF für die Erfüllung der SAF-Quote im Jahr 2025 kann laut den aktuellen Projektankündigungen mit den geplanten Produktionskapazitäten gedeckt werden. Aus derzeit bestehenden Projekten mit hoher Umsetzungswahrscheinlichkeit könnten 2030 rund 3,8 Millionen Tonnen SAF innerhalb der EU produziert werden. Insgesamt könnten die Produktionskapazitäten in Europa 2030 sogar auf bis zu 6,3 Millionen Tonnen jährlich anwachsen. Der Großteil dieser Mengen wird voraussichtlich aus biogenen Verfahren stammen, insbesondere aus dem etablierten HEFA-Verfahren.

Produktionsmengen im Vergleich zur SAF-Quote in der EU nach Projektstatus
Die Erfüllung der e-SAF-Unterquote von 1,2 % ab 2030 ist dagegen nicht gesichert und hängt von mehreren Großprojekten ab. Derzeit ist lediglich eine realistisch erwartbare e-SAF-Produktionsmenge von rund 72.000 Tonnen für 2030 in der EU absehbar. Es existieren weitere Projektideen mit einem Potenzial von rund 1,4 Millionen Tonnen, diese befinden sich größtenteils noch in frühen Planungsphasen oder warten auf finale Investitionsentscheidungen. Ob und wann diese Kapazitäten tatsächlich realisiert werden, ist derzeit noch unklar.

Produktionsmengen im Vergleich zur e-SAF-Quote in der EU nach Projektstatus
Während die Erfüllung der allgemeinen SAF-Quote im Jahr 2025 und 2030 nach aktuellem Stand realistisch ist, wird es bei der e-SAF-Quote entscheidend sein, ob es gelingt, die geplanten Großprojekte zeitnah umzusetzen und entsprechende Investitionen zu mobilisieren.

CENA SAF-Outlook 2025-2030
Mengen, Methoden und Märkte für nachhaltige Flugtreibstoffe
23.06.2025 Download (PDF 3,16 MIB )
Nachfrage der Airlines nach SAF bleibt verhalten – Ausnahme: B2B-Geschäft
Zu den größten Abnehmern von SAF in Europa gehören Air France-KLM, die DHL Group und IAG. Sie tankten im Jahr 2023 jeweils zwischen 50.000 und 90.000 Tonnen SAF. Der Anteil von SAF am gesamten Treibstoffverbrauch der Airlines lag dabei bei 3,27 % bei der DHL Group, 1,12 % bei Air France-KLM und 0,65 % bei IAG.
Während die Nachfrage im Privatkundengeschäft gering war und ist, zeigt sich im B2B-Segment, insbesondere in der Luftfracht, eine größere Bereitschaft, SAF zu nutzen. Das liegt daran, dass Geschäftskunden durch die Nutzung von SAF ihre eigenen Scope-3-Emissionen reduzieren können. Dabei handelt es sich um indirekte CO₂-Emissionen, die nicht im eigenen Unternehmen entstehen, sondern entlang der gesamten Lieferkette – zum Beispiel durch Geschäftsreisen, eingekaufte Produkte oder die Nutzung der eigenen Dienstleistungen.
SAF-Produzenten benötigen langfristige Abnahmeverträge
Für das Jahr 2030 sind in der EU bisher weniger als 0,5 Mio. Tonnen SAF durch Abnahmevereinbarungen gesichert – deutlich zu wenig, um die für 2030 vorgeschriebene SAF-Quote von 3,1 Mio. Tonnen zu erfüllen. Der Großteil der vereinbarten SAF-Abnahmemengen bezieht sich auf Bio-SAF, während verbindliche Verträge für e-SAF bislang kaum existieren. Dies ist auch auf die hohen Herstellungskosten zurückzuführen: Eine Tonne e-SAF zu produzieren kostet laut EASA rund 7.695 Euro – fast zehnmal so viel wie der Preis einer Tonne fossiles Kerosin.
Mit Abnahmevereinbarungen verpflichtet sich eine Airline gegenüber einem Hersteller, über mehrere Jahre hinweg eine bestimmte Menge SAF abzunehmen. Anders als bei herkömmlichem Kerosin, wo Verträge oft nur ein bis drei Jahre laufen, sind SAF-Abnahmevereinbarungen meist auf fünf bis zehn Jahre oder länger ausgelegt. So erhöht sich für den Produzenten die Planungssicherheit.
Viele dieser Abnahmevereinbarungen sind allerdings unverbindlich und mit Wirtschaftlichkeitsklauseln versehen, die sicherstellen, dass der Abnehmer die Verpflichtung nur dann erfüllen muss, wenn sie wirtschaftlich tragbar oder zumutbar ist. Durch die hohen Kosten für SAF können diese Vereinbarung schnell unwirksam werden. So sie geben sie zwar ein positives Signal für den SAF-Markt, bieten aber keine verlässliche finanzielle Grundlage für Investitionen in neue Produktionsanlagen.