3. Konferenz Nachhaltiger Luftverkehr
Globale Ressourcen und Kooperationen für Sustainable Aviation Fuels im Fokus

Bei der 3. Konferenz Nachhaltiger Luftverkehr am 3. November 2025 in Frankfurt stand die internationale Dimension nachhaltiger Flugkraftstoffe im Zentrum. Unter dem Titel „Globale Ressourcen und Kooperationen für Sustainable Aviation Fuels (SAF)“ diskutierten rund 120 Expertinnen und Experten, welche Voraussetzungen notwendig sind, um SAF in ausreichenden Mengen zu produzieren. Deutlich wurde: Für den Markthochlauf braucht es mehr als technologische Lösungen. Entscheidend sind geeignete Standorte, der Zugang zu Ressourcen, verlässliche Rahmenbedingungen und internationale Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Cluster Hessen Aviation am HOLM und dem Institute for Aviation and Tourism (IAT) der Frankfurt University of Applied Sciences organisiert.
Hier finden Sie die Vortragsfolien zum Download.
Markthochlauf braucht Tempo, klare Regeln und verlässliche Standards
Ein nachhaltiger und stabiler Markthochlauf der SAF-Produktion erfordert Geschwindigkeit, Planungssicherheit und verbindliche Standards. Wie Dr. Harry Lehmann (PtX Lab Lausitz) betonte, müssen Marktdynamik und Nachhaltigkeit zusammen gedacht werden. Der „do not harm“-Ansatz zur Vermeidung ungewollter negativer Nebeneffekte, wie Nutzungskonkurrenzen bei Land und Rohstoffen, ist dabei zentral, um ökologische Integrität zu sichern. Gleichzeitig sind klare Regularien notwendig, um den bestehenden First-Mover-Disadvantage zu überwinden.
Politischen Rahmen setzen: Regulatorik als Hebel für den Hochlauf von Bio-SAF
Für die Skalierung von synthetischen und biogenen Kraftstoffen und den Ausbau der Produktionskapazitäten sind geeignete politische Rahmenbedingungen entscheidend. Die von Dr. Kathi Görsch (DBFZ) vorgestellte SAF Policy Map verdeutlichte, dass insbesondere Beimischgrenzen von über 50 Prozent ein wichtiger Hebel für den Markthochlauf sind. Darüber hinaus sollten politische Instrumente künftig auch Non-CO2-Effekte einbeziehen.
Kohlenstoff als Ressource: CO₂ als Rohstoff für synthetische Kraftstoffe
Wie CO2 langfristig als Kohlenstoffquelle für PtL-Kraftstoffe nutzbar gemacht werden kann, zeigten Bernhard Dietrich (CENA Hessen) und Prof. Dr. Anne Lange (Frankfurt UAS) anhand des Projekts Carbon4PtL. Im Fokus des Projekts steht die gesamte Wertschöpfungskette: Betrachtet werden sowohl die Direktabscheidung aus der Luft (DAC) als auch industrielle Punktquellen, deren Reinheitsgrade sowie die Anforderungen an künftige Infrastrukturen für Transport, Logistik und Weiterverarbeitung zu synthetischem Kerosin.
Technologien im Einsatz: Erfolgreiche Wasserstoff- und E-Fuels-Produktion in der Praxis
Dass die technische und wirtschaftliche Umsetzung von E-Fuels- und Wasserstoff-Projekten bereits funktioniert, zeigte Matthias Lisson (H2Global) anhand von Anlagen-Beispielen aus Werlte und Marseille. Die Werlter Anlage ist der erste Standort in Deutschland, der RFNBO-konformes E-Methan nach EU-Nachhaltigkeitskriterien für erneuerbare Kraftstoffe produziert. Mit dem bestehenden und wachsenden Infrastruktur-Backbone für Wasserstoff verfügt Deutschland über ein gutes Beispiel für eine skalierbare PtL-Produktion.
Biomassepotenziale strategisch und nachhaltig einsetzen
Welches Potenzial Biomasse in der SAF-Produktion hat, zeigte Karl Friedrich Cyffka (DBFZ). Ölhaltige Biomasse ist in der EU nur begrenzt verfügbar, während vergärbare Biomasse deutlich größere Potenziale bietet. Wichtig ist, die sektoralen Nutzungskonkurrenzen zu berücksichtigen sowie die Bedarfsentwicklung anderer Sektoren mitzudenken. Aufgrund der hohen Importabhängigkeit sei eine nationale Biomassestrategie ebenso notwendig wie außenpolitische Maßnahmen zur Absicherung internationaler Lieferketten.
Globale Produktionsstandorte im Spannungsfeld Kosten und Nachhaltigkeit
Die Bewertung geeigneter Standorte für die SAF-Produktion stand im Mittelpunkt des Vortrages von Dayana Granford Ruiz (Fraunhofer IEE). Sie stellte einen multikriteriellen Ansatz zur Bewertung globaler SAF-Produktionsstandorte vor. Soziale, politische, geografische und klimatische Faktoren, von Landverfügbarkeit über Wetterbedingungen bis hin zur Wasserversorgung bestimmen die Bewertung globaler Standorte. Nur wenige Regionen erfüllen alle Kriterien optimal, weshalb Kompromisse zwischen Kosten, Nachhaltigkeit und Exportfähigkeit erforderlich sind.
Fehlende und komplexe Regulatorik als Herausforderung für globale Lieferketten
Anschließend präsentierte Ruth Barbosa (International PtX Hub) den PtX Carbon Run, der am Beispiel von Brasilien verdeutlicht, dass lokale CO2-Quellen zunehmend als neue Commodity im SAF-Ökosystem betrachtet werden müssen. Je nach Standort bieten sich unterschiedliche Produktions- und Transportpfade an, etwa das Verschiffen von Methanol oder Crude-SAF zur Weiterverarbeitung in Europa, oder dem Transport fertigem refined SAF. Das Konzept Leapfrogging zeigt, dass Entwicklungs- und Schwellenländer durch nachhaltige Industrieentwicklung fossile Technologieschritte überspringen könnten. Zugleich wird der Aufbau globaler Wertschöpfung und internationaler Lieferketten durch komplexe Regulierungen im europäischen SAF-Abnahmemarkt und (noch) fehlende Standards in vielen Ländern des Globalen Südens gebremst.
Ein gemeinsamer Kurs: SAF-Markthochlauf industrie-, energie- und klimapolitisch zusammendenken
Im abschließenden Panel diskutierten Regine Barth (HMWVW), Ruth Barbosa (International PtX Hub), Marco Kutscher (BDI) und Dr. Andreas Waibel (Caphenia) gemeinsam über notwendige industriepolitische Impulse für einen klimafreundlicheren Luftverkehr.
Einigkeit herrschte darin, dass staatliche Abnahmegarantien und realistische, aber ambitionierte Zielvorgaben entscheidend für den Markthochlauf seien. Zudem sollten auch kleinskalierte Projekte stärker gefördert werden, um Abhängigkeiten zu reduzieren und die Resilienz der SAF-Produktion in Europa zu erhöhen.
Ebenso wichtig ist der internationale Blick aus Europa hinaus: Europa sollte von Best-Practice-Beispielen lernen und attraktive Rahmenbedingungen für den SAF-Markt schaffen. Denn: SAF sei keine Option unter vielen, sondern der zentrale Hebel zur nachhaltigen Transformation der Luftfahrt.
Agenda
| Uhrzeit | Programmpunkt |
|---|---|
| 09:30 h | Einlass |
| 10:00 h | Beginn & Begrüßung Michael Kadow, Geschäftsführer der House of Logistics & Mobility (HOLM) GmbH |
| 10:15 h | Grußwort aus der Politik Regine Barth, Leiterin Stabsstelle Fluglärmschutz und nachhaltige Luftverkehrswirtschaft, HMWVW |
| 10:30 h | Vortrag: e-SAF: Produktionspfade und regulatorische Vorgaben Dr. Harry Lehmann, Leiter des PtX Lab Lausitz |
| 10:55 h | Vortrag: Bio-SAF: Produktionspfade und regulatorische Vorgaben Dr. Kati Görsch, DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH |
| 11:20 h | Vortrag: CO2 als Rohstoff: Projekt Carbon4PtL Bernahrd Dietrich, Leiter CENA Hessen & Prof. Dr. Anne Lange, Professorin für Allgemeine BWL, insbesondere Logistik mit besonderem Schwerpunkt Luftverkehr, FRA UAS |
| 11:45 h | Vortrag: Produktion und Logistik von Wasserstoff und eFuels Matthias Lisson, Geschäftsführer Hy2gen Deutschland GmbH |
| 12:10 h | Vortrag: Verfügbarkeit und Skalierbarkeit von Biomasse für die SAF-Produktion Karl-Friedrich Cyffka, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH |
| 12:35 h | Mittagspause |
| 14:00 h | Vortrag: Mögliche globale Standorte für die PtX-Produktion Dayana Grandford Ruiz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fraunhofer IEE |
| 14:30 h | Vortrag: Globale Wertschöpfung und ihre Auswirkungen auf die Regionen Ruth Barbosa, PtX Aviation Coordinator, International PtX Hub (GIZ) |
| 15:00 h | Paneldiskussion: Industriepolitische Impulse für einen klimafreundlichen Luftverkehr Regine Barth, HMWVW; Ruth Barbosa, GIZ; Marco Kutscher, BDI ; Dr. Andreas Waibel, Caphenia |
| 15:55 h | Zusammenfassung, Erkenntnisse und Verabschiedung Dr. Christian Holst, Leiter des IAT der Frankfurt University of Applied Sciences |
| 16:00 h | Ende |















